Utes Texte Wenn er zu faul ist, in der Garage eine neue Dose zu holen, dann gibt's nur Trockenfutter. "Naja, ma koh's esse", würde der Schwabe sagen. Ich als Schweizerin sage dazu lieber nichts. Mit einem Seufzer lege ich mich nachher wieder hin. Dann wissen die's,
wie schwer ich es manchmal mit ihnen habe. Jetzt aber freue ich mich erst
mal auf den Spaziergang mit meiner Mama. Morgens gehen wir immer über
die Felder und treffen meinen Freund Krümel, zwar nur ein Mischling,
aber mit dem verstehe ich mich blendend. Wir laufen um die Wette, kämpfen
abwechselnd um ein Stöckchen und am besten ist es in der Herbstzeit,
wenn die Äpfel und Birnen runterfallen. Dann gibt's Obstsalat. Leider ist nach einer Stunde morgendlichen Spaziergangs erst mal Pause, dann verzieh ich mich zu Hause in irgendein Zimmer, dann guckt mich meine Mama nicht mehr an, das Gefühl habe ich jedenfalls. Meist holt sie erst mal solch eine Höllenmaschine raus und schiebt mit dieser saugenden Blechstange durch die Gegend, in alle Zimmer, natürlich auch in der Ecke, in die ich mich gerade verzogen habe. Blödes Ding, macht Krach und zieht mir alle Haare aus der Haut, wenn ich nicht aufpasse. Aber ich passe ja auf und laufe immer schnell weg, wenn mir die Öffnung zu nahe kommt. Genervt bin ich, wenn das graue Quadrat klingelt, das in jeder Ecke rumliegt. Mama läuft mit dem Ding am Ohr rum und spricht mit sich selbst. Am Anfang bin ich immer hinter ihr her, weil ich dachte, sie spricht mit mir, aber nein, sie quatscht in das Metallteil rein. Komisch! Dann hockt sie stundenlang vor einem Bilderrahmen und starrt da drauf
oder schlägt mit ihren Fingern auf einen Kasten, der vor ihr liegt.
Was Menschen so alles interessant finden. Das könnte mich nicht begeistern.
Bewegt sich nicht, riecht nicht und schmecken tut's auch nicht. Dann kommt wieder ein besserer Teil des Tages; meine Schwester Liesa
bürstet mich vielleicht, zumindest krault sie mich ein bisschen hinter
den Ohren. Oh, ich liebe das, und sie spricht mit mir, das ist schön,
wenn man als Mitglied der Familie behandelt wird. Sie öffnet mir die Autotür, ich springe hinten auf die hintere Sitzbank und sitze stolz rechts hinter meiner Mama. Ja, solch ein Hundetaxi hat nicht jeder Hund! Dann geht's in den Wald und ich kann meine Nasen-Zeitung lesen, d.h.
ich berieche jeden Grashalm und stelle fest, welche Informationen mir
die Vorwanderer hinterlassen haben. Der Nachmittagsspaziergang ist ruhiger
als morgens, denn im Wald muss ich an der Leine laufen.
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